Rede von Nahes Bürgermeister Manfred Hoffmann zum Volkstrauertag 2023

Der Volkstrauertag ist mehr als 100 Jahre alt – und hat seit Februar 2022 eine erschütternde Aktualität gewonnen: In Europa tobt ein Angriffskrieg.

Städte und Landschaften werden dem Erdboden gleichgemacht, Menschen sind auf der Flucht, die Zahlen der Toten und Verwundeten steigen mit jedem Tag. Über allem steht die Drohung eines Atomschlages.

Haben die Verantwortlichen aus der Geschichte nichts gelernt? Ist Krieg wieder ein Mittel der Politik?

Diese Fragen bieten einen Anlass, über den Sinn und die Geschichte des Volkstrauertages nachzudenken.

Der erste Volkstrauertag war auf den 5. März 1922 datiert. Eingeführt wurde er vom 1919 gegründetem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges.

Dieser Tag sollte ein Zeichen der Solidarität sein: derjenigen, die keinen Verlust zu beklagen hatten, mit denen, die um Gefallene trauerten.

Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von  Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.